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  3. Author: Heinz Kleger
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Heinz Kleger, Prof. Dr. phil., geb. 1952 in Zürich, Philosoph und Politikwissenschaftler, lehrte 1993-2018 Politische Theorie an der Universität Potsdam, 2004-2008 auch an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.

Waffenstillstand oder Frieden 

US-Dienste halten Mitte/Ende August den Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive für unwahrscheinlich (Zeit online, 19.8.). Der Herbst und damit die ‚Schlammperiode‘ rücken näher, der Erfolgsdruck von außen wird größer, und die militärische Situation, die zu entscheiden ist, wird definitiv schwieriger. 

Die USA haben der Freigabe von F16-Kampfflugzeugen aus Dänemark und der Niederlande zugestimmt (18.8). Die Ausbildung von Piloten und Technikern wird jedoch vor 2024 nicht abgeschlossen sein. Die Lieferung von schweren Abrams-Panzern wird ebenfalls in Aussicht gestellt. Die ‚Washington Post‘ indessen relativiert, dass die Ziele der Offensive bis Ende Sommer nach Melitopol und ans Asowsche Meer vorstoßen zu können, wohl nicht erreicht werden können.

Politische Philosophie mit Realitätssinn und pragmatischer Vernunft

Was heißt ‚Realitätssinn‘, wenn wir nicht wissen, auf welche Realität wir uns beziehen sollen? Realität erscheint subjektiv als das Allereinfachste – jeder beruft sich darauf -, aber objektiv als das Komplexeste, Facettenreichste, je nachdem aus welcher Sicht davon die Rede ist. Wie beziehen wir uns also auf die Welt? Bei den folgenden Überlegungen soll ’nur‘ die politische Welt der Staaten und ihr gegenwärtiger Kampf um die Weltordnung im Vordergrund stehen.

Fortschritte, aber kein Durchbruch

Eine ungewöhnlich lange (mehr als 1000 Kilometer) unheimliche Frontlinie in den annektierten Gebieten, die mit Minenfeldern, Panzersperren und Schützengräben vorbereitet werden konnte, lässt die am 4. Juni angekündigte ukrainische Großoffensive langsam vorankommen. 

Angriffe erfordern zudem im Unterschied zur Verteidigung immer ein Überlegenheitsverhältnis bei der Zahl der Soldaten, die in mehr als Kurzlehrgängen ausgebildet sein müssen, um in größeren Verbänden koordiniert kämpfen zu können. Dazu kommt , vielleicht als größtes Handicap, die fehlende Luftüberlegenheit.

The good the bad and the ugly

Berlusconi, „der erfolgreichste Populist Europa“ (siehe den Blog vom 12. Juni), oder, wie andere sagen: „der Vater aller Populisten“, ist mit dem Wort Populismus noch nicht erfasst oder erklärt.

Das Phänomen Berlusconi fasziniert und beschäftigt weiter, auch nach seinem Tod, mit Staatstrauer und Staatsbegräbnis im Mailänder Dom, die wichtigsten politischen Amtsträger in der ersten Reihe. Der Kardinal preist den „Leader“ in seiner Predigt, die katholische Kirche sah dabei über manche Eskapaden hinweg, der katholische Konsens bröckelt ohnehin. Selbst Papst Franziskus ist mit seiner Politik für die Armen, bei vielen Italienern nicht beliebt.

Bidens Plan

Der amerikanische Präsident Biden fand am Sonntag, den 9. Juli, im Interview bei CNN vor der Woche des historischen Nato-Gipfels in Vilnius, deutliche Worte. Selenski drängt ebenso wie die baltischen und osteuropäischen Staaten auf einen Beitritt in die Nato, sie wollen keinen „Gipfel der leeren Worte“.

Waffen für den Frieden

Am 15. Juni hielt der ukrainische Präsident Selenski vor der Schweizer Bundesversammlung in Bern eine Rede, per Video zugeschaltet. Die Ratsbüros hatten seinem Ersuchen stattgegeben. Nicht alle fanden das gut. 

Die Superpatrioten der Schweizerischen Volkspartei (SVP) fehlten ostentativ mit dem Argument, dies bedeute einen Eingriff in inneren Angelegenheiten. Der Bundesrat sei dafür der richtige Ansprechpartner, nicht das Parlament. Die Veranstaltung sei eine „Showeinlage“. 

Überlebenskämpfe

Letztes Jahr wurde bereits weitherum und deutlich vernehmbar die Befürchtung geäußert, dass der große Kachowka-Staudamm am Dnipro gesprengt werden könnte, um den Ukrainern die Zurückeroberung von Cherson zu erschweren. 

Sich verbünden lernen 

Aus Anlass des 25 jährigen Jubiläums des Handlungskonzepts ‚Tolerantes Brandenburg‘ fand im Landtag am 21. Juni eine Debatte darüber statt. 

Die regierende SPD hält das Konzept heute für wichtiger denn je: „Wir müssen uns mehr verbünden. Wir brauchen einen neuen Schulterschluss von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“, so der Fraktionschef der SPD Daniel Keller. Die Begründung ist ebenso triftig: “ Heute gibt es politische Kräfte, die reale Herausforderungen und Krisen nutzen, um das Vertrauen der Menschen in demokratische Institutionen zu untergraben.“ 

Altes und Neues über die Hugenotten

Die Hugenottengeschichte, obwohl sie bis ins 16.Jahrhundert zurückreicht, ist noch immer präsent, und zwar sowohl in Frankreich wie in Deutschland und anderen Länder. Das Schlüsseljahr ist 1685. Seit diesem Wendejahr lässt sich eine inner- und außerfranzösische Hugenottengeschichte unterscheiden (François, Berlin 2021). Das Edikt von Potsdam spielt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle. Wir werden darauf zurückkommen.