Die Schweiz als Antithese?
30. Mai 2021
„Die Schweiz sägt an der Brücke nach Europa“, titelt die ‚Frankfurter Allgemeine‘ am 27.Mai, nachdem der Bundesrat, so heißt ‚ die Regierung‘ in der Schweiz, die Verhandlungen über das EU-Rahmenabkommen nach sieben Jahren abgebrochen hat. Das ist ein Paukenschlag. Die ‚Süddeutsche Zeitung‘ spricht lustiger weise von „Bern-out“ und „Schwexit“ sowie ernsthaft davon, dass die Beziehungen zwischen Bern und Brüssel “ wohl schleichend erodieren werden“(27.5., S.1). Die Schweizer wollen „den Fünfer und das Weggli“, wie ein Sprichwort heißt. Es bedeutet: sie wollen zu viel! Vielleicht gilt aber auch das Umgekehrte: „Wer hat Angst vor Wilhelm Tell?“, so Oliver Zimmer (2020). “ Das archaischste Land des Westens ist zugleich das modernste“ (NZZ, 26.11.2020). Nicht zufällig hat dieses Buch ein Schweizer Historiker aus dem Kanton Zürich geschrieben, der in Oxford europäische Geschichte lehrt. Der historisch-geographische Ort, von dem aus man beobachtet und spricht, ist in dieser Debatte nicht zu vernachlässigen. Einmal mehr geht es um unser Schweizer Selbstverständnis und die Beziehung zu Europa, wobei auch Europa nicht als ein Block betrachtet werden darf.